Archiv der Kategorie: Jour Fixe

Zu ihrem Jour Fixe lädt die Theaterwissenschaft der Goethe-Universität regelmäßig Gäste aus der Theaterpraxis, -forschung und Kulturpolitik ein, die ihre Arbeit und aktuellen Projekte vorstellen und mit Studierenden und Lehrenden des Instituts und der anderen Studiengänge der Hessischen Theaterakademie diskutieren.

Nikitin, Boris – Jour Fixe

29. November 2017, 19 Uhr
Jour fixe mit Boris Nikitin

Probebühne der Theaterwissenschaft, Campus Bockenheim

Boris Nikitin ist Theaterautor und -regisseur, Bühnenbildner, Installationskünstler und Leiter des Basler Festivals »It’s the real thing – Basler Dokumentartage«. Die meisten seiner künstlerischen Arbeiten drehen sich um die Konstruktion, Darstellung und Verdoppelung von Realität und Identität. Dabei verschiebt er die Grenzen zwischen Performance und Theater, Illusion und Dokumentarischem, offensivem Dilettantismus und schauspielerischer Virtuosität. Viele seiner Projekte spielen mit ihrer Rahmung.
Das von ihm geschriebene und inszenierte Stück, »Martin Luther Propagandastück«, wurde im März 2016 im HAU im Rahmen des Festivals „Heiner Müller!“ uraufgeführt und zum Festival »Impulse« eingeladen. In der Spielzeit 2016/17 gastierte die Produktion u.a. am Thalia Theater Hamburg. Sein Projekt „Hamlet“ mit Julia*n Meding war bisher u.a. in Basel, Paris, Athen, Mülheim, Lausanne, Madrid und Bern zu sehen, kam im Rahmen des Kongresses „Theater als Kritik“ 2016 in Frankfurt zur deutschen Erstaufführung und wurde seither an zahlreichen weiteren internationalen Stationen gezeigt. Im Jour fixe erläutert Nikitin den Studierenden der Dramaturgie und Theaterwissenschaft seine Herangehensweise an das Theater, seine Arbeit mit Schauspieler*innen und sein Konzept eines „Theaters der Verwundbarkeit“.

Hegemann, Carl – Jour Fixe

Wie kein anderes Thema bewegte die Theaterwelt in der vergangenen Spielzeit der bevorstehende Intendantenwechsel an der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz in Berlin. Nachdem beim Jour fixe im Februar 2016 Marietta Piekenbrock die Perspektiven des Hauses unter dem neuen Intendanten Chris Dercon dargestellt hat, wird nun einer der schärfsten Kritiker der Neubesetzung, Carl Hegemann, beim Jour fixe zu Gast sein. Er ist Chefdramaturg des Hauses und prägte sein intellektuelles Profil wie sein Programm über mehrere Jahre hinweg maßgeblich mit.

Carl Hegemann studierte Philosophie, Gesellschafts- und Literaturwissenschaften in Frankfurt am Main, wo er 1979 mit einer Arbeit über Johann Gottlieb Fichte und Karl Marx promoviert wurde. Er war Dramaturg bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen (1988–89), am Stadttheater in Freiburg (1989–92), am Schauspielhaus Bochum (1995–96), am Berliner Ensemble (1996–98) und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (1992–95, 1998–2006 und seit 2015) und am Thalia Theater Hamburg (2011-15). Bis zu seiner Emeritierung leitete er als Professor für Dramaturgie den Dramaturgiestudiengang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Als Dramaturg arbeitete u.a. mit Heiner Müller, Christoph Schlingensief und René Pollesch zusammen.

Beim Jour Fixe soll in offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser mit ihm über seinen Werdegang, seine Arbeit an den verschiedenen Theatern und natürlich über den bevorstehenden Umbruch an der Volksbühne gesprochen werden.

Le Roy, Xavier – Jour Fixe

Xavier Le Roy ist einer der herausragenden Künstler auf den Gebieten des Tanzes und der Chroeographie der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte. Mit Arbeiten wie „Self unfinished“, „Product of Circumstances“, „Le Sacre du Printemps“ und „Low Pieces“, aber auch mit der performativen Ausstellung „Retrospective“ und den damit verbundenen grunderschütternden Fragen an Tanz und Ballett hat er Tanz- und Choreographie-Geschichte geschrieben. Jetzt arbeitet er mit Tiziano Manca und Christophe Wavelet unter dem Label „Issho Ni Ensemble“ an dem Stück „Haben Sie modern gesagt?“, das Ende Januar im Rahmen des Festivals „Frankfurter Positionen“ im Frankfurt Lab uraufgeführt werden wird. In einem Jour fixe extra stellt er seine Arbeit vor und diskutiert sie mit Studierenden und Gästen.

Der gebürtige Franzose Le Roy wurde in Molekularbiologie an der Universität Montpellier promoviert und arbeitet seit 1991 als Tänzer und Choreograf mit unterschiedlichen Kompanien und Choreografen zusammen. Von 1996 bis 2003 war er Artist-in-Residence im Podewil Berlin. 2007/08 war er Associated Artist am Centre Chorégraphique National de Montpellier, 2010 Artist-in-Residence fellow des MIT Program in Art-Culture and Technology in Cambridge (USA). 2013-2015 war er Artist-in-Residence am Théâtre de la Cité Universitaire in Paris (2013-15).

Piekenbrock, Marietta – Jour Fixe

Nach 25 Jahren Intendanz von Frank Castorf kommt es an der Berliner Volksbühne 2017 zu dem wohl meist diskutierten Intendantenwechsel der jüngeren deutschen Theatergeschichte: Der derzeitige Leiter der Tate Modern in London, Chris Dercon, wird die Leitung des Hauses übernehmen. Maßgeblich mitverantwortlich für die zukünftige Ausrichtung der Volksbühne ist die designierte Programmdirektorin Marietta Piekenbrock.

Piekenbrock studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Aix-en-Provence, München und Paris (bei Julia Kristèva). Seit Mitte der 80er Jahre arbeitet sie als Dramaturgin, Kuratorin und Autorin u.a. für das Bayerische Staatsschauspiel, die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 und die Ruhrtriennale.

Beim Jour Fixe soll in gewohnt offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser mit Marietta Piekenbrock über ihren Werdegang und ihre Suche nach neuen institutionellen Antworten für zeitgenössische Kunst- und Produktionsformen an der zukünftigen Volksbühne gesprochen werden.

Lorey, Stefanie – Jour Fixe

Stefanie Lorey studierte in Köln und Giessen, wo sie ihr Studium 2005 als Diplom-Theaterwissenschaftlerin abschloss. Seit 2001 entwickelt sie zusammen mit Bjoern Auftrag und dem Label Auftrag : Lorey Projekte, die sich zwischen Konzept- und installativer Kunst, zwischen Performance, dokumentarischem Theater und Site Specific Art, zwischen Stadttheater und Freier Szene bewegen.
Ihre Arbeiten entstehen aus der Begegnung vor Ort, aus den lokalen Bedingungen und Gegebenheiten, den Fähigkeiten und Kenntnissen der Beteiligten. Die formale Struktur, die ihre Inszenierungen prägt, ist zugleich Spielraum für das Unvorhergesehene, das Unberechenbare, das zwischen Bühne und Zuschauerraum, zwischen dem, was sich zeigt und dem, wie es gesehen wird, zwischen Präsentiertem und seiner Wahrnehmung. Aus der Logik des versammelten Materials konstruieren sie Wahrnehmungsapparate, in denen spielerisch die Relationen von Sinn und Sinnlichkeit ausgelotet werden. Und die – zumindest für den Moment – die Selbstverständlichkeit, wie wir auf die Welt blicken und sie uns erzählen, hinterfragen.

Im Herbst wird Stefanie Lorey ein Szenisches Projekt am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft leiten und betreuen. Beim Jour Fixe soll in offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser mit Lorey über ihren Werdegang, ihre künstlerische Arbeit und das geplante Projekt gesprochen werden.

Ludewig, Maria Magdalena; Hammer, Martin – Jour Fixe

In der Reihe «Jour Fixe» waren Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer zu Gast.

Veranstaltung vom 02. Dezember 2015

Als 1992 das Festival «Neue Stücke aus Europa» entstand, befand sich Europa in einer Zeit des Aufbruchs. Die Biennale wurde zu einem der wichtigsten Austauschorte europäischer Autoren und Übersetzer. Heute, 24 Jahre später, übernimmt mit Maria M. Ludewig und Martin Hammer eine junge Generation die kuratorische Leitung. Unter dem Namen WIESBADEN BIENNALE steht die kritische Frage nach einer möglichen gemeinsamen Erzählung Europas im Zentrum. Dabei sollen verstärkt Gastspiele von den Rändern Europas gezeigt werden, daneben erstmals auch Eigenproduktionen. Ein Sommercampus wird unter dem Motto «Asyl des müden Europäers» eröffnen. In ihm werden Studierende die Gelegenheit erhalten, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die als Resident zum Festival eingeladen sind. An diesem Sommercampus werden auch Studierende der TFM und der Dramaturgie teilnehmen können.

Maria Magdalena Ludewig (*1982) studierte Philosophie in Hamburg und Berlin, sowie Schauspielregie an der Berliner HfS Ernst Busch. Seit 2003 arbeitet sie als Regisseurin und Produzentin u.a. am Hamburger
Schauspielhaus, den Sophiensaelen und Kampnagel.
Martin Hammer (*1981) studierte Literatur- und Thea­terwissenschaft in Berlin, Hamburg und Leipzig. Er arbeitet seit 2007 als freier Dramaturg in Stadttheatern und freier Szene.

Im Sommersemester werden Ludewig u. Hammer am Institut für TFM das Coaching für die Studierenden der Dramaturgie übernehmen.

Beim Jour Fixe soll in gewohnt offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser mit Ludewig und Hammer über ihren Werdegang und die neue Konzeption für die Wiesbaden Biennale gesprochen werden.

Haß, Kirsten – Jour Fixe

In der Reihe «Jour Fixe» war Kirsten Haß zu Gast.

Veranstaltung vom 04. November 2015

Die Kulturstiftung des Bundes ist eine 2002 gegründete Stiftung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Halle (Saale). Sie fördert Kunst und Kultur im Rahmen der Zuständigkeit des Bundes, was sie von der Kulturstiftung der Länder unterscheidet. Der Schwerpunkt liegt auf innovativen Projekten im internationalen Kontext. Außerdem fördert sie die selbstverwalteten Kulturförderfonds wie den Fonds Darstellende Künste und beispielsweise das Theatertreffen.

Beim Jour Fixe soll in gewohnt offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser
mit Kirsten Haß über ihren Werdegang und die Förderpolitik der Bundeskulturstiftung gesprochen werden, über die unterschiedlichen Förderprogramme speziell im Hinblick auf Theater und über Möglichkeiten der Antragsstellung.

Masuch, Bettina – Jour Fixe

In der Reihe „Jour fixe“ war Bettina Masuch zu Gast.

Veranstaltung vom 03. Juni 2015

Das Tanzhaus NRW ist auf 4.000 Quadratmetern Fläche zugleich Theater mit rund 200 wechselnden Bühnenveranstaltungen im Jahr auf zwei Bühnen ein Produktions- und Fortbildungsort für Tänzer und Choreografen, eine Weiterbildungsstätte mit durchschnittlich 350 Kursen und Workshops wöchentlich in acht Studios sowie ein Zentrum für Tanz mit und für Kinder und Jugendliche.

Bettina Masuch leitet das Tanzhaus NRW seit Januar 2014 und hat mit dem Neubeginn dessen Programmatik deutlich geändert. Die Theaterwissenschaftlerin, Festivalleiterin und Dramaturgin arbeitete zuvor unter anderem an der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz in Berlin, wo sie als Dramaturgin bei Produktionen von Frank Castorf, Christoph Schlingensief und René Pollesch mitwirkte. Von 2003-2008 war sie am Hebbel am Ufer (HAU) als Kuratorin für Tanz und Performance tätig. Im Anschluß daran leitete sie das Springdance Festival Utrecht und das Berliner Tanzfestival „Tanz im August“.

Beim Jour Fixe soll in gewohnt offener Runde bei Brezeln, Wein und Wasser mit Bettina Masuch über ihren Werdegang, über die Neuausrichtung des tanzhauses nrw, die Gegenwart und Zukunft des Tanzes und der Zentren freier Produktion gesprochen werden.

Semmelroth, Felix – Jour Fixe

In der Reihe „Jour fixe“ war Felix Semmelroth zu Gast.

Veranstaltung vom 11. Februar 2015

Felix Semmelroth studierte Anglistik, Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft. Danach war er bei Radio Bremen und an der Technischen Hochschule Darmstadt tätig, wo er seit 1998 als Honorarprofessor für englische Literaturwissenschaft lehrt.

1989 holte Kulturdezernent Hilmar Hoffmann Semmelroth als Referenten für Literatur und Grundsatzangelegenheiten in das Frankfurter Kulturdezernat. Ab 1996 war er als Referent der Oberbürgermeisterin Petra Roth tätig; ab 1999 arbeitete er als ihr Büroleiter. Seit Juli 2006 ist er gewählter Kulturdezernent und Nachfolger von Hans-Bernhard Nordhoff. Kurz zuvor wechselte er von der SPD zur CDU.

Beim Jour Fixe soll mit Professor Semmelroth über seinen Werdegang und die Gestaltungsspielräume von Kulturpolitik gesprochen werden, über das Potential der Kultur in Frankfurt im Allgemeinen und speziell über dasjenige des Theaters in allen seinen Spielarten: Wie sieht die Zukunft des Stadttheaters in Frankfurt aus, welche Chancen wird die Stadt durch neue Fördermodelle für die freie Szene eröffnen, was darf man sich für die Weiterentwicklung des Kulturcampus erhoffen, welche Perspektiven bietet die Stadt den Absolventen derhessischen Theater(aus)bildungsgänge?

 

Rau, Milo – Jour Fixe

In der Reihe „Jour fixe“ war Milo Rau zu Gast.

Veranstaltung vom 09. Juli 2014

Milo Rau wurde vor allem als Theaterregisseur bekannt, der durch spektakuläre Reenactments auf sich aufmerksam machte. Im Jahr 2007 gründete er das International Institute of Political Murder, das sich dem Austausch zwischen wissenschaftlicher Theorie und künstlerischer Praxis verschrieben hat. Sein Theater- und Filmprojekt Die letzten Tage der Ceausescus wurde unter anderem für das Berliner Theatertreffen nominiert, zum wichtigsten französischen Theaterfestival nach Avignon eingeladen und bei den Solothurner Filmtagen für den Prix de Soleure als bester Dokumentarfilm vorgeschlagen. Das Stück Hate Radio, das den Genozid in Ruanda thematisiert, wurde 2012 für das Berliner Theatertreffen ausgewählt.

Im März 2013 kam es bei der Aufführung von Raus Inszenierung Die Moskauer Prozesse, in dem unter anderem die Gerichtsverhandlung gegen die Punk-Band Pussy Riot mit realen Akteuren und mit offenem Ausgang szenisch wiederaufgenommen wird, zu einer Razzia durch die russischen Behörden. Milo Rau wurde mit dem Schweizer Theaterpreis 2014 ausgezeichnet.

Rau arbeitete unter anderem am Staatsschauspiel Dresden, am Maxim-Gorki-Theater Berlin und am Theaterhaus Gessnerallee in Zürich. Er publizierte mehrere Bücher und brachte die Filmdokumentation seiner Moskauer Prozesse in diesem Jahr ins Kino.