Alle Artikel in: Theater und die Krise der Demokratie.

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie westlicher Prägung, auf die vielerorts die Rückkehr zu autoritären Herrschaftsformen und Strukturen antwortet, lädt die Ringvorlesung Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem Umkreis des Theaters und der Performance sowie der mit ihnen beschäftigten Wissenschaften dazu ein, sich über das Verhältnis von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Dabei sollen einerseits die gegenwärtigen Probleme und Krisen der klassischen Vorstellungen von Demokratie reflektiert werden: Die nur global zu lösenden Probleme Migration, Erderwärmung und ökonomische Monopolisierung, die mit der Globalisierung verbundene Entwertung der alten Akteure und Institutionen, etwa der Nation und ihres Parlaments, die Erkenntnis der Mitverantwortung des Westens und seiner Wirtschaftsordnung an einer großen Zahl der gegenwärtigen Probleme. Andererseits soll aber auch gefragt werden, welcher Mensch oder welches Subjekt auf die so beschriebenen Herausforderungen wird antworten können? Muss neu über den Menschen in einer von Zweckrationalität (Weber), Verdinglichung (Lukács), einem universellen Verblendungszusammenhang (Adorno/Horkheimer) bzw. dem Gestell (Heidegger) in seiner gegenwärtigen Ausformung als Struktion (J-L Nancy) geprägten Gegenwart nachgedacht werden? Oder befinden wir uns tatsächlich eher in einem Umbruch, in dem auf die Ermüdung der alten Eliten ein neues, von den gegenwärtigen Protestbewegungen befördertes Engagement sich herausbildet, mit anderen Antworten, anderen Organisationsformen und Akteur*innen? Ist die Rede vom ‚Ende des Menschen‘ angemessen? Müssen neue menschlich-nichtmenschliche Akteur*innen an seine Stelle treten?

Naumann, Gerardo und Studierende des Instituts für TFM – Das Festival, Projektvorstellungen

Allgemein / HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

Der argentinische Autor und (Film-)Regisseur Gerardo Naumann wurde im deutschsprachigen Raum bekannt mit der Arbeit „Die Fabrik“, die im von Stefan Kaegi und Lola Arias kuratierten Festival „Ciudades parallelas“ präsentiert wurde. Unter dem Motto Theater ist die Kunst der Symbiose entwickelte er mit Studierenden des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft verschiedene symbiotische Formen zu den im Rahmen der Frankfurter Positionen 2021 entstehenden Uraufführungen. Die folgenden Projekte der Studierenden werden vorgestellt:Die kleine Akkumulation von Camradrine […]

Menke, Bettine – Die Rechts-Ausnahmen des „Flüchtlings“ – Die Demokratie der Hinzu-Kommenden

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

Vortrag von Bettine Menke04.02.2021 Giorgio Agambens Äußerung, „Flüchtling“ sei „die einzige Kategorie, die uns heute Einsicht in die Formen und Grenzen einer künftigen politischen Gemeinschaft gewährt“, taugt mir zum Ausgangspunkt. Denn „Flüchtling“ ist Figur der spezifischen, durch staatliche Regularien erzeugten, Nicht-Zugehörigkeit: Als Ausnahme von der vermeintlichen Normalität unter nationalstaatlicher Vorgabe, als Ausnahme vom Recht, die polizeilichen Maßnahmen überantwortet. Das ist, vereinfacht gesagt, der Vogelfreie; von diesen, die der National-Staat mit seiner Gründung ­schon (als Nicht-Zu­ge­hörige) […]

Abbt, Christine – Der antike Fremd- und Vieltuer und die Demokratie

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

21.01.2021Vortrag von Christine Abbt Diskussionsrunde zum Vortrag Befürworter und Gegner der Demokratie waren sich in der griechischen Antike überraschend einig in Bezug darauf, was demokratische Praxis auszeichne. Beide verwendeten zur diesbezüglichen Differenzierung ein Begriffspaar, mit dem demokratisches Handeln idealtypisch verbunden wurde: Allotrio- und Polypragmosyne, übersetzt Fremd- und Vieltun. Wodurch wird das Selbstverständnis der Fremd- und Vieltuer in der Antike bestimmt? Inwiefern ist ihr Verhalten als ein ,demokratisches‘ auszuweisen? Was lässt sich aus den antiken Quellen […]

Nature Theatre of Oklahoma und Müller-Schöll, Nikolaus – Working on something you don’t know

Allgemein / Digitale Theaterforschung / English / HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

14.01.2021Nature Theatre of Oklahoma im Gespräch mit Nikolaus Müller-Schöll Zu Gast bei der HTA-Ringvorlesung war die Theaterkompanie Nature Theatre of Oklahoma aus New York, namentlich Kelly Copper und Pavol Liska. Mit Choreographien, Musicals, Hörspielen, einer Graphic Novel und Filmen unterschiedlichster Art, zuletzt etwa der auf Super 8 gedrehten Verfilmung von Elfriede Jelineks Roman „Kinder der Toten“, begeisterte die Kompanie weltweit im gleichen Maß Teile ihres Publikums wie sie andere Teile abstieß und verschreckte. In ihren Arbeiten knüpfen […]

Yan, Pat To und Weinreich, Julia – The Posthuman Condition

English / HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

17.12.2020Pat To Yan im Gespräch mit Julia Weinreich Pat To Yan ist Dramatiker, Regisseur und Hochschuldozent aus Hongkong. Mit dem ersten Teil seiner “Posthumanen Reise”, der den Titel “Eine kurze Chronik des zukünftigen China” trägt, machte er in der Bundesrepublik Furore: Das Stück wurde zum Stückemarkt eingeladen und nach den Premieren in Lübeck und Saarbrücken in kurzer Zeit in Berlin, London, München und New York auf die Bühne gebracht. Nun wird das Schauspiel Frankfurt den zweiten Teil […]

Schneider, Rebecca – Appearing to Others as Others Appear

English / HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

10.12.2020Vortrag von Rebecca Schneider In The Human Condition, Hannah Arendt writes that the polis is “the space of appearance in the widest sense of the word, namely, the space where I appear to others as others appear to me, where men exist not merely like other living or inanimate things, but make their appearance explicitly.” In a time when white liberal humanism has been exposed by scholars like Sylvia Wynter, Hortense Spillers, Frank Wilderson, and […]

Mwanza Mujila, Fiston; Emmerling, Friedrike – Ein Garten ohne Grenzen

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

03.12.2020Fiston Mwanza Mujila im Gespräch mit Friederike Emmerling Gast der vierten Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung „Theater und die Krise der Demokratie“ war Fiston Mwanza Mujila. Der in der Demokratischen Republik Kongo geborene Schriftsteller, der heute in Graz lebt, schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und erhielt für seinen ersten Roman „Tram 83“ zahlreiche internationale Preise. Mit der Lektorin Friederike Emmerling (Fischer-Verlag)spricht er an diesem Abend über sein neues Projekt „Der Garten der Lüste“, in dessen Zentrum die Vision eines Garten ohne […]

Grünewald, Gernot und Pees, Matthias – Theater als Politische Anstalt

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

26.11.2020Gernot Grünewald im Gespräch mit Matthias Pees Gernot Grünewald begreift das Theater als „Politische Anstalt“. Nach einem Schauspielstudium an der Ernst Busch-Schule in Berlin und ersten Gast-Engagements wurde er 2003 Ensemblemitglied des Schauspiels in Stuttgart. 2007 begann er ein Studium der Regie an der Hamburgischen Theaterakademie, das er mit der Diplominszenierung „Dreileben“ abschloss. Sie basierte auf Interviews mit Sterbenden und gewann beim Nachwuchsfestival Körberstudio für junge Regie 2011 den ersten Preis. Die Arbeit deutete in […]

Haß, Ulrike – Vom Eigensinn der Pluralität

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

19.11.2020Vortrag von Ulrike Haß Die Beobachtung, „dass die griechische Demokratie im gleichen Moment erfunden wurde wie die Tragödie“ (Jean-Luc Godard), betont die Grundlosigkeit beider Erfindungen, denen keine Intention, kein Konzept vorausging. Die Betonung ihrer Gleichzeitigkeit führt jedoch über die Aporien antiker Gründungen hinaus. Demokratie als Politik sollte Probleme des internen Zusammenhangs in der Polis lösen (kollektive Existenz), die Tragödie ist der Herausbildung des Protagonisten gewidmet (singuläre Existenz). Die Ontologie vom Plural der Singulare, die sich […]

Nicolai, Carsten und Römer, Rainer – Narzissmus und Teamwork in der Kunst

HTA-Ringvorlesung / Theater und die Krise der Demokratie.

12.11.2020Carsten Nicolai im Gespräch mit Rainer Römer Das erste Gespräch der Reihe führten der Bildende Künstler und Musiker Carsten Nicolai, der eine Professur für Kunst mit Schwerpunkt auf digitalen und zeitbasierten Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden innehatund der Musiker und Autor Rainer Römer, der Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst hier in Frankfurt ist und seit dem Jahr 1985 dem Ensemble Modern angehört, zwei Gäste, die wie diese […]