On 22 May 2025, we welcomed Markus Wessendorf and Azadeh Ganjeh as part of the lecture series „Enduring Conflict! Check Your Privileges!“.
Conversation with Franco-Morroccan Dancer and Choreographer Fouad Boussouf (Le Havre): “…the best from these two cultures that dwell within me.”
On 15 May 2025, we spoke to Franco-Morroccan dancer and choreographer Fouad Boussouf as part of the lecture series „Enduring Conflict! Check Your Privileges!“.
Nadav Shofet (Tel Aviv): Standing Together – shared struggle, shared future: building power through Jewish-Palestinian solidarity
Guest of the second lecture in the lecture series “Enduring Conflict! Check Your Privileges!” was Nadav Shofet of the grassroots movement “Standing Together”. Standing Together is the largest grassroots movement mobilizing Jewish and Palestinian citizens of Israel in the fight towards an end of the occupation, peace, equality and social and climate justice. Nadav is a member of the national elected leadership of this movement and is the director of the Resource Development and International Department. Following October 7th, he took part in founding the Jewish-Arab solidarity guard in Tel Aviv-Yafo. He has a background in community organizing and LGBTQ advocacy. Nadav is also currently finishing a degree in Philosophy.
Einführung: Konflikte aushalten! Check your privileges! – Herausforderungen, Fragen, Perspektiven
Einführung in die Vorlesungsreihe „Konflikte aushalten! – Check your privileges!“ mit Susanne Komfort-Hein und Nikolaus Müller-Schöll am 24. April 2025.
Video coming soon.
Konflikte aushalten! – Check your privileges!

Donnerstag, 18-20 Uhr, Hörsaalzentrum, HZ 10. Beginn: 24. April 2025
Konflikte aushalten! – Die Unfähigkeit, Widersprüche auszuhalten, so Else Frenkel-Brunswik und Theodor Adorno in ihrer Studie über den autoritären Charakter, sei als Schlüssel zur autoritären Persönlichkeit wie zu antisemitischen Ressentiments zu sehen. Check your privileges! Diese Forderung zielt auf die Problematik der Repräsentation und der Positionalität in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Konfliktzonen. In diesem Zusammenhang erwarten diejenigen, die in Theorie, in den Künsten oder im Aktivismus einen Safe Space einfordern, Schutz, der nicht lediglich den einzelnen Fall betrifft, sondern sich auf die gesamten institutionellen Gegebenheiten und Praktiken richtet.
Gemeinsam formulieren diese zwei Parolen das Spannungsfeld, dem sich die interdisziplinäre Ringvorlesung widmet. In einer Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen wird sie die in vielen Debatten der vergangenen Jahre aufgebrachten, aber im Tagesstreit nicht hinreichend reflektierten Fragen intensiver untersuchen und die ihnen zugrundeliegenden Aporien in den Blick nehmen: Wie lassen sich das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Wissenschaftsfreiheit mit dem Anspruch auf Schutz vor Diskriminierung unter Aspekten von Class, Race, Gender, Ability und Agevereinbaren? Wie verhält sich Wissenschaftsfreiheit zu Meinungsfreiheit? Wo müssen Institutionen ihre Geschichte und Gegenwart, ihre Routinen und Praktiken unter dem Vorzeichen der Sensibilisierung für strukturelle Diskriminierungen kritisch reflektieren und verändern?
Die Ringvorlesung beschreibt in den zwei Teilen ihres Titels einen Konflikt, der mit besonderer Vehemenz in den klassischen Stätten der Öffentlichkeit ausgetragen wird: In Universitäten, Bildungsstätten, Theatern, alten und neuen Medien, Parlamenten und Gerichten. Sie zielt darauf ab, kultur-, medien-, sozial- und theaterwissenschaftliche sowie historische und politikwissenschaftliche Positionen zu den angeschnittenen Themen zu präsentieren. Dabei soll ein besonderer Focus auf die in vielen Streitfällen zu entdeckenden intersektionalen Aspekte der Diskriminierung gelegt werden. Gefragt werden soll nach produktiven Formen des Empowerments und der Gewinnung von Agency, doch zugleich auch nach Möglichkeiten des De-linkings und Unlearnings auf der Seite der durch strukturelle Ausgrenzung geprägten Institutionen.
Zur Vorlesungsreihe beitragen werden unter anderen: Rebecca Ajnwojner (Berlin/Wiesbaden), Fouad Boussouf (Le Havre), Leon Gabriel (Bochum), Eva Geulen (Berlin), Jayrome Robinet (Berlin), Erhard Schüttpelz (Siegen), Natan Sznaider (Tel Aviv), Paula Irene Villa Braslavsky (München).
Koordination: Susanne Komfort-Hein (Goethe-Universität), Nikolaus Müller-Schöll (Goethe-Universität) in Kooperation mit der Senats-AG Rassismus- und Antisemitismus-kritische Universität (RAU) und der Hessischen Theaterakademie.
Jasper Delbecke (Gent) „Tracing the Essay in Performing Arts. Five Essay Pieces“
Vortrag vom 14.05.24
The talk will expand on the emergence of “the essay” as a form, concept, and method within the field of performing arts during the mid-2010s. Drawing inspiration from the rich tradition of the literary essay and informed by the contemporary proliferation of the essay form across cinematic (essay film), photographic (photographic essay), installation-based (essay-installation), and exhibition-related (essay-exhibition) domains, Delbecke dissects the reasons behind and manifestations of this form within the field of performing arts during this specific era. Through the lens of five distinct artistic practices – those of Muraya Ogutu, Silke Huysmans & Hannes Dereere, Ho Rui An, Mobile Akademie Berlin, and Jozef Wouters/Decoratelier – Delbecke scrutinizes the formal elements present in these works. Furthermore, he examines in study how artists turn to the essay form and/or adopt an essayistic mode of working in response to the activist imperative prevalent in socially and politically engaged forms of theatre, performance, and the broader arts landscape since the turn of the millennium.
Jasper Delbecke is an art and theatre scholar whose academic work attests to a curiosity in how the (performing) arts deal with past events and the politics of representation of personal, local, national or global histories. From this interest, he has a scholarly fascination with innovative forms of documentary theatre, new modes of storytelling, the format of the lecture performance and the conceptualization of (semi-)fictive exhibitions or museums. In August 2023, Delbecke obtained his doctoral degree in Art Studies in August 2023 at Gent University, having previously earned his Bachelor of Arts in Art Studies (2013) and Master of Arts in Art Studies (2014) at the same institution. In 2010, he finished his Professional Bachelor in Education, specialising in history and arts at Artevelde Hogeschool (Gent). From October 2023 until January 2024, Delbecke serves as a part-time guest professor at the Department of Art History, Musicology, and Theatre Studies at Gent University.
Krassimira Kruschkova (Wien): „Das unfassbare Archiv. Eine Soloperformance von Arkadi Zaides im Kontext des zeitgenössischen Tanzes“
Vortrag vom 06.02.24
Arkadi Zaidesʼ Choreographie Archive (2014) fokussiert das Camera Project des israelischen Informationszentrums für Menschenrechte in den besetzten Gebieten B‘Tselem, das Videokameras an Palästinenser:innen verteilt, um eine kontinuierliche Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen zu ermöglichen. Das gewählte Filmmaterial zeigt ausschließlich israelische Soldaten, Siedler, Aktivisten in verschiedenen konfrontativen Situationen. Die filmenden palästinensischen Menschen bleiben abwesend, hinter der Kamera, anwesend sind allerdings ihre Bewegungen, Stimmen, Standpunkte. Es geht um den paradoxen Absenz/Präsenz-Modus der Archiv-Praxis und – wie der Vortrag auch mit anderen künstlerischen Beispielen (von Meg Stuart, Rabih Mroué, Walid Raad, Francis Alÿs, Shaymaa Shoukry, Jonathan Burrows/Matteo Fargion u.a.) vorschlägt – um die situativen Paradoxe der Poetik und Politik von Performance heute.
Zaides beteiligt seinen Körper kritisch am kollektiven Bewegungsmaterial seiner israelischen Gemeinschaft, indem er Gesten und Bewegungssequenzen, die er als Filmprojektion nochmals archiviert und aktiviert, immer wieder stillstellt und nachstellt, simultan zum Filmmaterial und dann auch separat, ohne die Filmprojektion. Sein Re-enactment erinnert und prüft, probt zugleich den Kontext – einmal, zweimal, mehrmals –, indem er die filmische und narrative Perspektive immer wieder wechselt, unterscheidet, kritisiert. Indem er derart die Komplexität und Unfassbarkeit des Konflikts darstellt, stellt er seine Undarstellbarkeit aus. Indem er niemals dasselbe wiederholt, wiederholt Archive die Differenz selbst und öffnet jede performative und figurative Position, Positionierung, Perspektive ins Plurale. Die Ambivalenz der Filmsequenzen – gerade in ihrer puren Bild-Faktizität – wird von Zaides choreographisch differenziert: Derart von der Situation abgeteilt, wird er – wie wir – Teil davon.
Krassimira Kruschkova ist Tanz- und Performancetheoretikerin. Seit 1995 Lehre an der Universität für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1994 Promotion und 2002 Habilitation an der Universität Wien. 2003-2017 Leiterin des Theoriezentrums am Tanzquartier Wien. Mehrfache Gastprofessuren an der FU Berlin, an den Universitäten Wien und Salzburg. Kuratorin zahlreicher Vortrags- und Performancereihen. Publikationen u.a.: Hg.: Ob?scene: Zur Präsenz der Absenz im zeitgenössischen Tanz, Theater und Film (2005), Mithg.: Tanz anderswo (2004); It takes place when it doesn’t. On dance and performance since 1989 (2006); Dies ist kein Spiel (2008); Uncalled. Dance and performance of the future (2009); 8 booklets SCORES #0-#7 (2010-2017).
Eylül Fidan Akıncı (New York/Arnhem): „Choreo-dramaturging the Anthropocene“
Vortrag vom 12.12.2023
The new climatic regime is manifest in our lives with an unprecedented urgency, but the planetary damage has been ongoing for much longer. Likewise, ecological activism and discourse have a global history, while we are groping for resistance and solace within a politically and digitally induced amnesia, obfuscation, and denialism. These are only the starting conundrums of what I consider to be characteristically the Anthropocene episteme. By positing the Anthropocene as a crisis of sense and sensibility, this lecture will argue how performing arts has a unique advantage to figure, rupture and radically transform this widespread yet unevenly distributed doom scenario.
I will outline the intricate web of choreographic and dramaturgical frames for articulating and activating ecocritical communities and courses of action. Drawing on works of Pina Bausch, Eiko Otake, and Mette Ingvartsen among others, I will demonstrate how the choreographic experiments within the past half-century have allowed us to recognize and negotiate with nonhumans in their autonomy and agency, in their meaningful mattering. Inextricably, the dramaturgies of these works have opened a counterfactual space, where ambiguous and interdependent relations can be discussed, violence readmitted, and the audience implicated beyond gesture or codified participation. Through assemblages of immersion and alienation, the spectators are corporeally primed for cognition, representation, and debate. Through this overview, I question what the Anthropocene forces contemporary performance to do: Double-bound in fires, deluges, and plagues of tragic proportions, how do our stages address multiplicities in which nonhumans are equally sensuous, autonomous, mobile subjects of history?
Eylül Fidan Akıncı is a performance researcher and the house dramaturg of Theater a/d Rijn. She received her Ph.D. in Theatre and Performance at The Graduate Center, City University of New York. Her writing has appeared in TDR: The Drama Review, Performance Research, and Etcetera Mag, as well as in the edited collections Performance in a Militarized Culture (2017) and The Methuen Drama Companion to Performance Art (2020). In addition to her seminar “Articulating Ecodramaturgies” at Goethe University, Akıncı has taught at Hunter College, Baruch College, Royal Conservatoire Antwerp, Fontys Dance Academy Tilburg, and Amsterdam University of Arts. She pursues her ecocritical performance practice through collaborations with Taldans and Wunderbaum.
Vivian Liska (Antwerpen/Jerusalem): „Die Abwehr des Dezisionismus aus dem Geiste des Judentums. Kafka, Scholem, Benjamin“
Vortrag vom 15.11.2023
Ein zentrales Merkmal im Denken zahlreicher deutsch-jüdischer Autoren und Intellektuellen des frühen 20. Jahrhunderts ist die Spannung zwischen einer Temporalität der Plötzlichkeit und Unmittelbarkeit einerseits und einer Zeit des Aufschubs – des Wartens, des Zögerns und Verzögerns – andererseits. Im Vortrag soll diese Spannung gegen den Hintergrund von Carl Schmitts Dezisionismus und seiner Auffassung der Entscheidungsmacht eines quasi göttlichen Souveräns reflektiert werden. Dabei wurden Denkbilder in den Schriften von jüdischen Zeitgenossen Schmitts – Franz Kafka, Gershom Scholem und vor allem, und, explizit in Auseinandersetzung mit Schmitt, Walter Benjamin – herangezogen, die diese Spannung im Licht der jüdischen Tradition konfigurieren. Gezeigt werden soll, wie ihre respektiven Ansätze als Kritik an den Voraussetzungen des schmittschen Dezisionismus gelesen werden können.
Vivian Liska ist Professorin für deutsche Literatur und Direktorin des Instituts für jüdische Studien an der Universität Antwerpen und seit 2013 Distinguished Visiting Professor an der Hebrew University, Jerusalem. Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur der Moderne, Literaturtheorie, Deutsch-jüdische Denker und Autoren. Herausgeberin der Zeitschrift Arcadia (mit Vladimir Biti) und der Reihe Perspectives on Jewish Texts and Contexts (De Gruyter).
Mahn, Mirrianne – Jour Fixe
Vortrag vom 01.11.2023
Unser Gast am 1. November war Mirrianne Mahn, Referentin für Diversitätsentwicklung und Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadtverordnetenversammlung. Die politische Aktivistin, Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen), Theatermacherin und Autorin sprach mit uns über Rassismus und Diskriminierung inner- und außerhalb der darstellenden Künste, über ihre Arbeit als Stadtverordnete in Frankfurt und über ihren Auftritt bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Tsitsi Dangarembga in der Frankfurter Paulskirche.