Formen der Präsenz (Seminar)

Formen der Präsenz: Tanz, Technologien und Immersion

Ausgehend von einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit Körper, Wahrnehmung und Technologien im zeitgenössischen Theater (insbesondere unter Berücksichtigung der Neurophysiologie, Architektur und der immersiven Künste), wird es in diesem Seminar um die Definition einer Ästhetik der Präsenz von Körperlichkeit auf der Bühne gehen. Wir werden eine Übersicht über Kernpraktiken der choreographischen Komposition und der Bühnenregie erhalten und uns dabei mit Beispielen aus den Medienkünsten in Japan, Kanada, den USA und Europa auseinandersetzen, sei es Merce Cunnigham, William Forsythe, Wayne McGregor, Ginette Laurin, Isabelle Van Grimde, Sabura Teshigawara u.a. Das Seminar hat zwei Kernziele: 1. es analysiert den Einfluss der Technologie auf die Wahrnehmung des Performers in der Bewegungskomposition; 2. definiert es die Komposition der audiovisuellen Bühne selbst. Im ersten Schritt geht es um die neurophysiologischen Funktionen von Bewegung und Präsenz; hier werden wir uns besonders auf die Rolle der Imagination in der Komposition von Gesten in und auch jenseits technologischer Intervention fokussieren  – z.B. in motion capture und anderen Systemen des Werdens. Dabei wird Technologie nicht nur als szenisches Mittel verstanden sondern vielmehr als ein Vorgehen, um das sinnliche Wissen des Körpers hervorzuheben und neue Gesten entwickeln zu können. Im zweiten Schritt beschäftigen wir uns mit dem Auftauchen autonomer Formen von Objekttheater und Maschinen, die ein Teil der neuen Manifestationen von multimedialer Performance sind und in Abwesenheit des Schauspielerkörpers fungieren. Deren Präsenz ergibt sich ausschließlich durch Licht und Ton. Hier berücksichtigen wir außerdem die neue Komposition von Mittel, die der Szenerie eine immersive Qualität verleihen und dadurch eine außergewöhnliche Ästhetik entwickeln, die man provisorisch als Logik der Latenz bezeichnen könnte. Hier wird zudem die Funktion von Empathie als aktives Miteinbeziehen der Zuschauenden in das mediale Geschehen relevant.