Interkulturelle Transaktionen zwischen europäischem und asiatischem Theater (Seminar)

Interkulturelle Transaktionen zwischen europäischem und asiatischem Theater

Do. 10-12, Campus Westend, IG 1.411

Geöffnet für: Mag. T1, T2, T3, T4 // TFM Nf: 3.2, 4.1, 4.2 // TFM Hf:  BM1(2), GM1, GP, ÄT //  MA TFM: TM T1, VM T1, T2 // DRAM: 1.3, 2.1, 2.2, 7.2      

Zentraler Fokus dieses Seminars sind die komplexen interkulturellen Bezüge und Transaktionen zwischen europäischen und asiatischen Theatertraditionen seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die erste Hälfte des Kurses wird sich vor allem mit der westlichen Adaptation asiatischer Quellen befassen: Bertolt Brechts Rezeption von Mei Lanfangs Moskauer Jingju-Vorführung in „Verfremdungseffekte in der chinesischen Schauspielkunst” sowie seine Bearbeitungen von Yuan- und Noh-Dramen (Der Kaukasische Kreidekreis, Der Jasager); Antonin Artauds Interpretation des Legong-Tanzes in „Über das balinesische Theater;” die Bezugnahme auf asiatisches Theater in den Schriften und Inszenierungen Richard Schechners, Jerzy Grotowskis und Eugenio Barbas; bis hin zu Peter Brooks ‚transkultureller’ Inszenierung des indischen Epos Mahabharata und Ariane Mnouchkines ebenfalls auf indische Aufführungstraditionen rekurrierende Produktion Les Atrides. In diesem Zusammenhang werden wir uns auch mit den asiatischen Kritikern des zumeist von westlichen Regisseuren und Produzenten initiierten interkulturellen Theaters beschäftigen. In der zweiten Semesterhälfte untersuchen wir dann die Aneignung europäischer Dramatik und Theaterkonzepte durch asiatische Theaterkünstler: Shakespeare-Bearbeitungen in Taiwan (Wu Hsing-Kuos Solo-Adaption des King Lear), Singapur (Ong Keng Sens Lear) und Kuwait (Sulayman Al-Bassams The Al-Hamlet Summit); die Rezeption Brechts in China, Japan und Indien. Wir werden uns intensiv mit Primär- und Sekundärtexten auseinandersetzen, aber auch Videodokumentationen relevanter interkultureller Theaterinszenierungen analysieren. Primäres Lehrziel dieses Seminars ist, den Studenten ein sowohl historisches als auch kritisches Verständnis des komplexen Interkulturalismus-Diskurses vor allem im Hinblick auf gegenwärtige Tendenzen des internationalen Theaters zu vermitteln.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme ist die regelmäßige Lektüre und rege Beteiligung in Seminardiskussionen. Voraussetzung für einen Leistungsschein: Referat und Hausarbeit.

Vorbereitende Literatur:

  • Rustom Bharucha: Theatre and the World: Performance and the Politics of Culture. London und New York: Routledge, 1993.
  • Jacqueline Lo und Helen Gilbert: „Toward a Topography of Cross-Cultural Theatre Praxis“, in: The Drama Review 46.3 (Fall 2002): 31-53.
  • Patrice Pavis: The Intercultural Performance Reader. London und New York: Routledge, 1996.
  • Min Tian. The Poetics of Difference and Displacement: Twentieth-Century Chinese-Western Intercultural Theatre. Hong Kong University Press, 2008.