Am Dienstag, den 4. Juni 2019, 18 Uhr wird die Hölderlin Gastprofessorin für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie, Prof. Dr. Kélina Gotman (King’s College London), ihre Antrittsvorlesung halten. Thema ist:
Choreographie als Denken von Freizügigkeit. Eine kritische Genealogie.
In Anlehnung an Edward W. Saids kritisches Konzept einer „imaginierten Geographie“ von „Orient“ und „Okzident“ wird dieser Vortrag die Idee einer „choreographischen Vorstellungswelt“ entwickeln, um zu erörtern, wie Bewegung, Freizügigkeit und Zeitlichkeit im Austausch miteinander stehen. Gezeigt werden soll, dass Formen von Bewegung in kritischen und wissenschaftlichen Diskursen eine wichtige Rolle spielen, sei es in medizinischen Studien zum arbeitenden Körpers oder Untersuchungen mentaler Erschöpfung, die nachzeichnen, durch welche Zwänge die Moderne unsere körperliche Existenz geformt und auch verformt hat. Gleichzeitig zeigt der drastische Anstieg von verschiedenen ‚Geist/Körper‘-Praktiken, die „altertümliches Heilungswissen“ reaktivieren wollen, dass Bewegung benutzt wird, um zu grundlegenden Formen des Wohlbefindens zurückzufinden. Diese Choreographien lassen sich als Knotenpunkt zwischen Tanzwissenschaft, den Naturwissenschaften und Philosophien der Sorge verstehen. In einer Zeit, in der Bewegungsfreiheit und Freizügigkeit politisch umkämpft sind, scheint es daher unerlässlich, kritische Genealogien zu verfolgen, durch die das „Sich-frei-bewegen“ imaginiert worden ist. Die Art und Weise, wie der postkoloniale Westen diese Arten von Bewegung weiterhin in den Osten projiziert, ist Teil dieser Geschichte.
Veranstaltungsort ist das Institut für Theater-, Film-, und Medienwissenschaften der Goethe Universität Frankfurt (1. Stock des IG-Farben Gebäudes, Raum 1.411).