Die Erzählung des Anderen
Seminar in englischer Sprache
Mi. 14-18, 14-tägl., beginnend am 20.04.2016, IG-Farbenhaus, Raum 1.411
Zur Zeit interessieren mich besonders Arbeiten, die eine kritische Analyse des Bildes versuchen – ob dieses Bild nun ihre eigene Produktion oder die eines/einer anderen ist –, seiner Mittel und/oder der Kontexte seiner Produktion, und die zugleich eine doppeldeutige Beziehung auf das „Andere“ oder ein „Anderswo“ entmystifizieren – wobei dieses „Andere“ oder dieses „Anderswo“ eine mythische Epoche, ein fernes Land, eine andere Zivilisation, ein geschichtlicher Moment, den man nostalgisch erinnert usw., sein kann. Wie kann man sich dessen bewusst sein, was unsere eigene Kultur, unsere eigene Ideologie uns – ob man es will oder nicht, ob man dessen bewusst ist oder nicht – als Blick auf den Anderen hinterlassen hat? Wie kann man verhindern, dass man auf die Rückseite derselben Medaille fällt und, zum Beispiel, in die Falle des Kulturellen oder, schlimmer, der Gefälligkeit tappt? Wie kann man zugleich die Differenzen relativieren und den Universalismen entfliehen? Wo lassen sie jene Bande finden, die uns alle angehen, „gemeinsam“?
Als Kritik sowohl am orientalisch-kolonialistischen Blick und an gewissen postkolonialistischen Antworten soll das Seminar zunächst Folgendes in den Blick nehmen:
- Die Figur des Boten in der antiken Tragödie
- Die Kritik an Edward Saids Orientalismus durch libanesische und arabische Intellektuelle wir Sadek Jalal Al Azem und Mehdi Amel
Dann sollen folgende Filme gesichtet und kritisch studiert werden:
- „Wait it is the soldiers, I have to hang up now“ von Avi Moghrabi,
- „Bashar Tapes“ von Walid Raad,
- „Ici et Ailleurs“ von Jean-Luc Godard,
- „Anabasis“ von Eric Baudelaire,
- „All is Well on the Border“ von Akram Zaatari,
- „Recollection“ von Kamal Aljafari
- und vielleicht andere.
Wenn auch das privilegierte Medium in diesem Seminar der Film ist, so werden wir doch feststellen, wie jene Filme uns auch in unserer theatralen Arbeit nachdrücklich befragen.