Körper/Geist-Dualismus: Unfertige Geschichtskonzeptionen des ‚Westens‘
Ab 26. April 2019, freitags, 10-12 Uhr, IG-Farben Gebäude, Raum 1.411 Welches Erbe hinterlässt der Diskurs des Körper/Geist-Dualismus in der heutigen choreographischen und dramaturgischen Praxis als auch in Tanz- und Schauspielmethoden? Diese Seminar befasst sich mit der Theorie und Ideengeschichte von Interaktionen zwischen Körper und Geist in und jenseits von Performance, insbesondere im Blickwinkel von ‚somatischen Praktiken‘, die sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts herum mit Konzepten der Spiritualität und Achtsamkeit auseinandergesetzt haben. Von Rolfing über Feldenkrais bis zu ‚Body-Mind-Centering‘ und anderen experimentellen und ‚psychosomatischen‘ Ansätzen zum Geist/Körper haben westliche Performer sich in ihren choreographischen und dramaturgischen Ideen und physiologischen Therapieansätzen damit beschäftigt, was es bedeutet, sich gesund und einsichtsvoll zu bewegen. In enger Auseinandersetzung mit experimenteller Poesie und Buddhismus (insbesondere am Naropa Institut in Colorado, USA und anderen Zentren weltweit), haben diese Kunstbewegungen und experimentellen Therapieansätze sich um post-kartesische Heilungsprozesse von Körper/Geist bemüht, die darauf ausgerichtet waren, alternative Körperkonzepte zum Individualismusprivileg des Westens zu artikulieren. Fragen von sozialer, politischer, ästhetischer und ethischem Organismus und Holismus haben eine lange Geschichte des interdisziplinären Auseinandersetzung mit Philosophie, Medizin, Theater und Tanz. Dieses Seminar wird die Genealogien dieser Dialoge beleuchten. Zudem wird ein praktischer Workshop angeboten, in dem die Teilnehmer*innen eingeladen sind, mit einigen der Traditionen von anantomischer und somatischer Praxis und ihren alternativen Körperkonzeptionen zu experimentieren.